Archiv der Kategorie: Drei, vier đŸ” aus der Vowi

🐒Mach dies – besser? – nicht!, èș«ă‚’éš ă—ăŠăă ă•ă„

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Verdammt!



In seinem missionarischen Eifer hatte der Wirt als neuestes Projekt diverse SchallplattenhĂŒllen von anno dazumal an die KneipenwĂ€nde drapiert und sie mit mĂ€aßigen Texten erklĂ€rt. NatĂŒrlich interessierte das niemanden. Außer seinen zwei, drei Affen, denen lĂ€ngst die Haare ausgingen. Der Wirt wollte im ĂŒbertragenden Sinn partout nicht zugeben, dass er als Rockopa Johann Strauß fĂŒr wegweisender als Richard Strauss hielt.
M. las also pflichtschuldig, ĂŒber manchen Rechtschreibfehler den Kopf schĂŒttelnd, die ErklĂ€rungen des Wirtes unter den PlattenhĂŒllen:

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 Götter in Menschengestalt

Frank Zappa, Zoot Allures, 1976
Drei Milchreis-Bubis, bieder, langweilig und selber gelangweilt, harren beiderseitig um eine Art König aus. Allerdings entspricht er nicht einem herkömmlichen König. Vielmehr ist es eine wilde Mischung aus Rumpelstilzchen, Eulenspiegel, Porno- und Rockstar. So einen will man eher nicht als Schwiegersohn haben. Aber interessant scheint er zu sein und sehr selbstbewusst. Seine königliche Pose erinnert an einen anderen König.
Die Milchreis-Bubis gehören zum Gefolge des Antischwiegersohnes. In ihrer gepflegten Langweile krönen sie den Star in ihrer Mitte. Seine SexualitÀt wird durch sein achtlos zusammengeknöpftes Hemd gezeigt, aber viel explizierter ist die sehr enganliegende Hose. Sie lÀsst seinen Penis gut erahnen. Komischerweise wirkt der sich abzeichnende Penis mehr als der breitbeinige Sitz eines Milchreis-Bubis auf den Betrachter.
Die Lesart ohne Zeitgeist im Kopf ist schwer. Heutzutage wĂŒrde wohl kein Mann so enge Sachen anziehen, die seine SexualitĂ€t offenbart. Eine sich auf einem Foto halbnackt rekelnde Frau mit engen Sachen wiederum ist normal. Dieser Umgang mit mĂ€nnlicher SexualitĂ€t ist fĂŒr 1976 nicht ungewöhnlich. Heute wirkt dies seltsam. Ein wenig losgelöst, wĂŒrde ich folgendes sagen: Hier gibt es Musik eines Typen zu hören, der nicht angepasst ist. Weder im Kopf noch im Schritt. Zwar lĂ€sst es sich nicht vermeiden, mit Langweilern zu spielen, aber ich bin der Chef, oder in meinem Staat bin ich der Staat. Verdammt noch mal! SpĂ€testens, wenn man die PlattenhĂŒlle wendet, weiß man, wie ernst die Pose auf der Vorderseite gemeint ist. Dort verrutscht sie in die balletthafte Albernheit einer Kniebeuge (demi-pliĂ©). Übertragen gesprochen grĂŒĂŸt der König von hinten: mit servilem Knick und blankem Hintern. Übrigens nicht zum ersten Mal!
Eine eher zeitgenössischere Interpretation von 1976 wĂ€re so: Ich, der seit einem Jahrzehnt immer gut erkennbare Star und Meister, bin da. Mit Hilfe meiner jungen Garde hau ich jeden in die Pfanne. „Zoot Allures“ ist eine ins englische abgewandelte französische Phrase von „Zut alors“:
„Verdammt!“.



🙈Schau – besser? – weg!, èŠ‹ă–ă‚‹

🙈Schau – besser? – weg!, èŠ‹ă–ă‚‹
Wie der Stahl gehÀrtet wurde

– Habe ich schon bezahlt? –
Der Wirt nickte.
M. hörte schemenhaft die Stimmen am Tresen. Es waren die ĂŒblichen VerdĂ€chtigen.
Neben ihm allerdings saß deklamierend ein Unbekannter. Dieser wollte mit quantenphysikalischen Prozessen die Welt retten. Er wirkte mit SchirmmĂŒtze und dem erhobenen Zeigefinger wie ein Agitator. Die SchirmmĂŒtze erinnerte M. an Lenin. Ob Lenin genauso laut gewesen war? M. schaute kurz auf das Buch, welches der Unbekannte neben sich liegen hatte.
„Wie der Stahl gehĂ€rtet wurde“ von Nikolai Ostrowski. Noch nie gehört. Klang mehr nach musikalischer Schwerstarbeit oder Arbeiterbiographie…

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Fußnote:
Musikalische Neuinterpretation des Romans aus der Stalin-Zeit (1932) der Petersburger Band Shortparis:

Autor und Roman waren zwischen 1945-1989 in Osteuropa und deren sozialistischen BruderlĂ€ndern SchullektĂŒre und fleischgewordene Heiligsprechung des sozialistischen Helden. Als Namenspatron dient er noch heute. Besonders ist, dass seine eigene Leidensgeschichte nicht fiktiv war. Der Rahmen drum herum wiederum war fiktiv bzw. so, wie es sein sollte. Idealer Stoff fĂŒr eine Serie.
Mit dem Sezieren von erlebter und der verordneten Wirklichkeit im Spiegel der jĂŒngsten russischen Geschichte und Gegenwart beschĂ€ftigen sich Shortparis.
Herausragend ist ihr neuester Titel:
KoKoKo / CтруĐșтуры ĐœĐ” ĐČŃ‹Ń…ĐŸĐŽŃŃ‚ ĐœĐ° ŃƒĐ»ĐžŃ†Ń‹
Frei ĂŒbersetzt „Kikeriki / Strukturen gehen nicht demonstrieren“

Fußnote:
Ein Beispiel, wie Strukturen reißen, indem man, trotz Lebensgefahr (als einziges strukturelles Element) sie eigensinnig unterlĂ€uft, zeigt sich an den hier besungenen „SpaziergĂ€ngen“ der Band Kasta aus Rostow. Die SpaziergĂ€nge finden regelmĂ€ĂŸig in einem Nachbarland Russlands statt. Mit einfachsten Stilmitteln wird auf eine sanfte Art geschrien.
Каста — Đ’Ń‹Ń…ĐŸĐŽĐž ĐłŃƒĐ»ŃŃ‚ŃŒ
ĂŒbersetzt „ Komm spazieren!“

Drei, vier đŸ” aus der Vowi

Drei, vier đŸ” aus der Vowi
Eine LĂŒgengeschichte als Fortsetzungsroman aus dunklen Zeiten.

LĂŒgengeschichten in dunklen Zeiten, weil in der Vowi kaum Licht brennt, sind vertrackt. Es dauert, bis sie fertig erlogen wurden.
Kochen – dabei nichts anbrennen lassen -,
aufrĂ€umen – wirklich in allen Ecken -,
alle Hilfen ĂŒberblicken und beantragen – Carola-Gutschein, Stundung, Soforthilfe, Hessen-MikroliquiditĂ€t, ÜberbrĂŒckungshilfe, Kleinbeihilfe Hessische Gastronomie, Novemberhilfe –
und ganz allgemein das „Leben in der Gegenwart“,
was ebenso „gekonnt“ – Zitate einer großen Band – werden muss.
Deshalb gibt es vier HĂ€ppchen LĂŒgen zum Probieren, bis es heller wird im nĂ€chsten Jahr.

🙈
Schau – besser? – weg!, èŠ‹ă–ă‚‹, Wie der Stahl gehĂ€rtet wurde
🙉
Hör – besser? – nicht zu!, èžă‹ă–ă‚‹, Tomra
🙊
Sag – besser? – nichts!, èš€ă‚ă–, Peinmittel
🐒
Mach dies – besser? – nicht!, èș«ă‚’éš ă—ăŠăă ă•ă„, Verdammt!